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Intakte naturnahe Waldmoore (d. h. in Wald eingebettete gehölzbestandene oder gehölzfreie Moore) erfüllten als Kohlenstoffspeicher und -senke wichtige Klimaschutzfunktionen und hatten große Bedeutung für den Landschaftswasserhaushalt. Als Lebensraum seltener und gefährdeter, oft hochspezialisierter Tier- und Pflanzenarten trugen sie in hohem Maße zur Biodiversität auf der Landschaftsebene bei. Hessen zählte zwar zu den moorärmsten Bundesländern in Deutschland, jedoch gehörten die Waldmoore in einigen hessischen Naturräumen zu den charakteristischen Landschaftselementen. Sie waren häufig relativ kleinflächig ausgeprägt und daher in Bodenübersichtskarten und der forstlichen Standortskartierung nur unzureichend abgebildet.
Das Projekt „Waldmoore in Hessen“ verfolgte einen systematischen Ansatz, um die Waldmoore Hessens in einem landesweiten Screening möglichst vollständig zu erfassen. Dabei wurden ausdrücklich auch Anmoorstandorte einbezogen, da diese sowohl in Bezug auf ihre Naturschutz- als auch in Bezug auf ihre Klimaschutzfunktion von großer Bedeutung sein konnten. Für die Lokalisierung der Moorstandorte wurden besitzartenübergreifend für den gesamten hessischen Wald eine systematische Literaturrecherche, eine Auswertung der damals verfügbaren Geoinformationen sowie eine Abfrage in Forst- und Naturschutzverwaltungen durchgeführt. Darüber hinaus wurden Methoden der Fernerkundung eingesetzt.
Auf der Basis der ermittelten Suchräume wurde dann im zweiten Teil des Screenings, begrenzt auf den hessischen Staatswald, eine flächenscharfe Kartierung der Waldmoore durchgeführt. Dabei wurden Detailkarten als Grundlage für eine Zustandsanalyse erstellt, bei der für jedes Waldmoorgebiet Beeinträchtigungen abgebildet und das Renaturierungspotenzial bewertet wurden. Weiterhin wurden ein Leitbild sowie ein Entwicklungsziel formuliert und die infolge von Renaturierungsmaßnahmen mögliche langfristige Treibhausgaseinsparung unter Nutzung des CARBSTOR-Verfahrens abgeschätzt. Auf der Grundlage des Entscheidungsunterstützungssystems Waldmoorschutz DSS-WAMOS sollten schließlich Maßnahmenempfehlungen für die Renaturierung gegeben werden. Um auch kommunale und private Waldbesitzende in die Lage zu versetzen, zielgerichtete Renaturierungsmaßnahmen umzusetzen und Moorflächen dauerhaft zu sichern, wurde im Dialog mit den Waldbesitzenden ein geeignetes staatliches Förderprogramm konzipiert. Dafür sollte die grundsätzliche Bereitschaft zur Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen in Waldmooren im Nichtstaatswald auf der Basis der Ergebnisse des landesweiten Screenings bei den Waldbesitzenden abgefragt werden. Die im Staatswald durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen erfüllten dabei eine Vorbildfunktion.
Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Dr. Marcus Schmidt
Grätzelstraße 2
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