Die Einrichtung der Typha-Fläche auf ca. 10 ha Niedermoorgrünland erfolgte durch das Verbundprojekt Paludi-PRIMA (2019-2022) und war ein Meilenstein für die Umsetzung von Paludikultur. Es wurden wertvolle Erfahrungen zu Planungs- und Genehmigungsprozessen, Flächenvorbereitung und Pflanzung gesammelt. Management und Ernte sowie Monitoring der Rohrkolbenfläche werden derzeit durch das Verbundprojekt Paludi-PROGRESS (2022-2025) fortgeführt und intensiviert. Die Praxisfläche steht zudem für weitere Erprobungen und Untersuchungen mit Kooperationspartner*innen zur Verfügung. So hat das Projekt PRINCESS den Rohrkolbenanbau in vergleichende Untersuchungen mit weiteren wiedervernässten Niedermoorstandorten einbezogen (Vegetation, Brutvögel, Libellen, Käfer, Spinnen; Treibhausgas-Haubenmessungen, Biomasseauf- und -abbau). Nicht zuletzt stellt der Praxisanbau eine wichtige Paludikultur-Demonstrationsfläche für interessierte Besucher dar.
Standort und vorherige Nutzung
Die Projektfläche befindet sich im Flusstal der Teterower Peene. Das Niedermoor weist hier eine mächtige Torfschicht von bis zu fünf Metern auf. Der Grünlandbestand des Polders Teichweide wird von Rohrglanzgras dominiert, durch eine Mutterkuhherde beweidet und für die Winterfutterproduktion gemäht. Der Eigentümer (Landwirtschaftsbetrieb Voigt) stellte seit 2019 eine Teilfläche des Polders für die Durchführung des Praxisanbaus zur Verfügung.
Flächeneinrichtung
Im August und September 2019 wurden Bauarbeiten zur Vorbereitung der Fläche (~10 ha) für eine Wasserstandsanhebung durchgeführt. Die Maßnahmen umfassten den Bau von Verwallungen zum Wasserrückhalt, das Ausheben eines neuen Grabens außerhalb der Fläche, der Sickerwasser auffängt und somit die Vernässung von umliegendem Grünland verhindert, den Aufbau einer Bewässerungsinfrastruktur (Pumpe + Zulauf), sowie die Installation von zwei Überläufen (Mönche) zur Regulierung des Wasserstandes.
Eine auf Wasserpflanzen spezialisierte Gärtnerei hat je 25.000 Setzlinge von Typha latifolia und Typha angustifolia aufgezogen. Diese wurden Mitte September 2019 geliefert und mit zwei traktorgezogenen Pflanzmaschinen aus der Forstwirtschaft gepflanzt. Die zwei Typha-Arten wurden jeweils in zwei Dichten gepflanzt: 1 Pflanze je m² bzw. 0,5 Pflanzen je m² (Pflanzschema 2 m x 0,5 m bzw. 2 m x 1 m).
Im Juni 2020 erfolgte auf der flach überstauten Fläche eine Saat von Pellets (Typha-Samen + Ton) per Hand und per Drohne.
Management
Das Management der Typha-Fläche umfasst die Wasserstandsregulierung durch aktive Zuwässerung im Frühjahr/Sommer unter der Nutzung von Wasser aus der angrenzenden Teterower Peene, den Schutz gegen Gänse und Wildschweine und die Mahd der Verwallung.
Ernte & Verwertung
Die große Praxisfläche ermöglicht die Erprobung von Spezialtechnik für nasse Moore und die Ernte von Rohrkolben-Biomasse für unterschiedliche Verwertungswege. Die erste maschinelle Test-Ernte fand im Dezember 2021 in einem einstufigen Verfahren durch Raupentechnik mit aufgesatteltem Bunker statt. Im Januar 2023 erfolgten Mahd und Beräumung der gesamten Fläche in einem zweistufigen Verfahren mit kettenbasierter Mähraupe und Ladewagen. Zusätzlich wurden im Herbst 2022 und 2023 manuell Fruchtstände zur Weiterverarbeitung geerntet. Rohrkolben-Biomasse kann für ein breites Spektrum an Verwertungsmöglichkeiten (Rohrkolben Paludikultur) eingesetzt werden, zum Beispiel für hochwertige Bau- und Dämmstoffe, als Daunenersatz in der Textilindustrie oder als Rohstoff für Substrate im Gartenbau.
Begleitforschung
Durch die Untersuchungen zu Bestandsaufbau, Biomassequalität und Kostendaten lieferte der Praxisanbau praktische Informationen über die technische Umsetzung, das Pflanzenwachstum und die Wirtschaftlichkeit des Rohrkolbenanbaus. Das mehrjährige Monitoring der 10ha-Fläche bietet zudem bisher einmalige Möglichkeiten zur Quantifizierung der Ökosystemleistungen von Anbau-Paludikulturen (Klimawirkung, Wasser- und Nährstoffhaushalt, Biodiversität).
Universität Greifswald
Sabine Wichmann
E-Mail: wichmann@uni-greifswald.de