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PROJEKT
Sonnentau (Drosera): Kultivierung
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Das Verbundvorhaben untersuchte die Sonnentaukultivierung auf Hochmoorgrünland. Der Schwerpunkt des Projektes lag in der Untersuchung von Kultivierungsmöglichkeiten von rundblättrigem Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) als Arzneipflanze auf wiedervernässtem Hochmoorgrünland in Deutschland, mit besonderer Berücksichtigung der Co-Nutzung bei Torfmooskultivierung.

Die seit 2004 in zahlreichen Projekten an der Universität Greifswald entwickelte und umgesetzte Kultivierung von Torfmoosen auf degradierten Hochmoorstandorten bietet eine neue Anbaumöglichkeit von Drosera rotundifolia L.. Die wiedervernässte Versuchsfläche des MOOSGRÜN-Projektes bietet gute Voraussetzung, um die Kultivierung von Drosera rotundifolia auf wiedervernässtem Hochmoor in einem Promotionsvorhaben wissenschaftlich zu untersuchen. Hierbei dient das nährstoffarme Milieu der kultivierten Torfmoose als Lebensraum heimischer Drosera-Arten. Die zusätzliche Ernte von Drosera-Biomasse wäre als Co-Nutzung neben der Torfmoos-Ernte zu betrachten.

Es gibt zwei Alternativen zur Rohstoffbeschaffung:
  1. Kultivierung der heimischen Drosera-Art D. rotundifolia L.
  2. Ersatz durch andere, nicht-gefährdete Arten (die dann wahrscheinlich zu den nächsten gefährdeten Arten werden würden).

Der für die Arzneimittelgewinnung notwendige Drosera-Rohstoff stammt zurzeit hauptsächlich von der Art Drosera madagascariensis, welche ausschließlich aus Afrika importiert wird. Allerdings sind die qualitativ hochwertigen Mengen derart gering, dass der Bedarf für die Medikamentenherstellung nicht gedeckt werden kann. Trotz der großen Nachfrage gibt es in Europa bis heute keinen kommerziellen und nachhaltigen Anbau von Drosera rotundifolia. 

Die Arzneipflanze Droserae herba (Sonnentaukraut) wird schon seit langem erfolgreich in der Therapie von Hustenerkrankungen (u. a. Reizhusten, Asthma oder Bronchitis) eingesetzt. Ursprünglich dienten dazu als Stammpflanze für Droserae herba nur Drosera rotundifolia. »Drosera« wird als Homöopathikum gegen Reiz-, Keuch- und Krampfhusten genutzt. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch äußerlich zur Entfernung von Warzen, Hühneraugen und Sommersprossen angewandt. In Folge der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume (Hochmoore, Zwischenmoore, oder Niedermoore) sind die Drosera-Arten (D. intermedia HAYNE, D. anglica HUDS. (= D. longifolia L.), D. rotundifolia L. und D. x obovata MERT. & KOCH.) in den meisten europäischen Ländern stark zurückgegangen. Die jahrzehntelange Bewirtschaftung und die damit einhergehende Entwässerung und Düngung der europäischen Moore führten zu einem deutlichen Rückgang der von Sonnentauarten bevorzugten oligotrophen, nassen und sauren Standorte. Auf dem europäischen Markt werden schätzungsweise 7 bis 10 Tonnen Drosera Rohmaterial aus natürlichen Ressourcen im Jahr gehandelt. Bei den Herkunftsregionen handelt es sich um solche, in denen zurzeit noch ausreichend Lebensräume vorhanden sind und in denen trotz der starken Gefährdung eine Wildsammlung der Sonnentauarten möglich ist. Dazu gehören Skandinavien (Drosera rotundifolia), bzw. Ost-Afrika und Madagaskar (Drosera madagascariensis). Aus den letzten beiden Regionen stammt derzeit der Hauptanteil der für die Arzneimittelgewinnung notwendige Drosera-Rohstoff. Mit der zunehmenden Zerstörung des natürlichen Lebensraums Hochmoor stellt die Sammlung für arzneiliche Zwecke eine ernsthafte Bedrohung für den Erhalt von Drosera rotundifolia dar.

Erkenntnisse
Das Promotionsprojekt (2012-2015) untersuchte erstmalig die Kultivierung von Drosera rotundifolia in wiedervernässten Hochmoorbereichen sowie die Eignung von Torfmoosfelder. Besonders positive Effekte der Drosera-Kultivierung sind beispielsweise die Gewährleitung einer regionalen Drosera-Produktion bei gleichzeitigem Schutz der Wildpopulationen, sowie das Schaffen von Arbeitsplätzen und Einkommensalternativen für Landwirte und verarbeitenden Gewerbe in moorreichen Regionen, die sich in peripheren bzw. strukturschwachen Regionen befinden. Desweiteren schont Drosera-Kultivierung als Form von Paludikultur (nasse Bewirtschaftung von Mooren) den Torfboden und kann als Alternative zur konventionellen Moorbewirtschaftung Treibhausgasemissionen verringern.
Ort
Hankhauser Moor
Gesamtfläche in ha
14,00
Finanzierung

Das Projekt wird unter anderem über ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft sowie ein Stipendien-Programm (Promotionsprojekt) finanziert. 

Beteiligte Institution(en)
Kontakt

Universität Greifswald 
Balazs Baranyai

Telefon: 03834 864101
E-Mail: balazs.baranyai@uni-greifswald.de

Dr. Jenny Schulz

Telefon: 03834 864101 
E-Mail: drosera@paludiculture.com

Moortyp
Projektart
Bundesland